Silvesterlauf Oldenburg

Nach den Weihnachtsfeiertagen im Kreis der Familie wurde es definitiv wieder Zeit, für ein paar Laufkilometer abseits des Deiches. Das Ziel war der Oldenburger Silvesterlauf. Oldenburg ist mir von meinem Studium sehr positiv in Erinnerung geblieben und der Eversten Brunnenlauf einer meiner liebsten Läufe im Kalender.

Also ging es am letzten Tag des Jahres auf nach Oldenburg. Ich wäre fast überpünktlich gewesen, wäre da nicht das Navi, dem wir eher vertrauten als meiner (zugegeben schäbigen) Ortskenntnis. Zum Glück war ich halb-angezogen, sodass ich nur schnell das Shirt im Auto wechseln musste.

Die Startunterlagen waren schnell abgeholt. Aber auch nur, weil ich mich etwas vorgedrängelt hab. Ungeplant. Echt! Als ich den Tisch mit den Unterlagen gefunden hab, stand ich schon direkt davor und die junge Frau fragte mich nach Namen. Da konnte ich ja schlecht sagen dass ich mich erst anstellen muss!

Der 10km Lauf ging in zwei gemütlichen Runden um die Universität. Die Strecke ist topfeben und absolut null anspruchsvoll. Gerade das richtige, um das Jahr entspannt auspendeln zu lassen.

K1024_sl15_10km_strecke2_0240

Das Wetter spielte auch mit, sodass der Lauf wirklich sehr schön war. Die erste Runde war langsam. Mich haben allerlei Sportsfreunde ausgebremst und mir wars auch recht. Immerhin gab es Kinder die abgeklatscht werden wollten und lustige Kostüme und überhaupt.

Auf der zweiten Gruppe lichtete sich der Tross, alles zog sich etwas auseinander und ich konnte fast die ganzen 5km eine 5er pace durchlaufen.

Ein unangenehmes Erlebnis habe ich dennoch zu vermelden. So ab km 6 lief ich unmittelbar vor einem schnaufenden Herren der stark schwitzte und offensichtlich keine Körner mehr hatte. Dieser hat desöfteren relativ rücksichtslos auf die Straße neben sich gespuckt und mich etwas geduscht. Jeden Versuch an ihm vorbeizuziehen hat der junge Mann mit einem anziehen der Geschwindigkeit quittiert; allerdings nur ein paar Meter. Offensichtlich war keine Power mehr da, außer man lief Gefahr von einer Frau überholt zu werden. Das hat ziemlich an meinen Nerven gezerrt. Da ich meinerseits einen gemütlichen Lauf geplant habe und nicht vollkommen am Ende ins Ziel einlaufen wollte, hab ich es unterlassen das Tempo so anzuziehen dass ich an ihm dauerhaft vorbeiziehen könnte, sondern mich stattdessen etwas zurückfallen lassen. Aber: Der gute Herr hat anscheinend doch seine gesamte Geschwindigkeit aus der Tatsache gezogen, dass ich an seinen Fersen geklebt hab und sobald ich langsamer wurde, wurde er ebenfalls langsamer.

Das ganze hat mich einige Nerven gekostet. Das dauerhafte Schnaufen und Schnauben, kombiniert mit dem ständigen Anspucken. Unangenehm. Bei km 9 hatte ich dann endgültig die Schnauze voll und hab das Lama stehen lassen.

Die Frage bleibt allerdings: Was soll sowas? Wieso schaut man nicht wohin man spuckt? Und was ist nicht in Ordnung mit dem männlichen Ego, dass es so schlecht damit umgehen kann wenn das vermeintlich schwächere Geschlecht vorn liegt? Ich meine, wir liefen in einem Zeitkorridor von über 50 Minuten. Wenn wir mal ehrlich sind, waren da eine ganze Menge Frauen vor uns…

K1024_sl15_10km_ziel_0462

Wie dem auch sei. Der Lauf war gelungen und im Anschluss schmeckte das Raclette hervorragend!

Ich wünsche all meinen Lesern ein freudiges und erfolgreiches 2016. Ich wünsche jedem von euch eine neue PB, neue schicke Schuhe, immer zehn Zehennägel und niemals Blasen auf einem langen Lauf! Und natürlich dass all eure Wünsche, seien sie sportlicher, privater oder beruflicher Natur in Erfüllung gehen.

Wortmeldung.

Weil so manch Leser fragte ob ich noch unter den Lebenden weile. Ja. Lebendig. Eindeutig! Und auch das Laufen habe ich nicht aufgegeben. Aber das bloggen fällt mir doch derzeit etwas schwer. Es ist grau und irgendwie uninspirierend für Fotos. Es gibt keine Wettkämpfe über die man berichten könnte. Und irgendwie passiert auch nichts wirklich erwähnenswertes. Es plätschert eben so vor sich hin.

Bis vor kurzem hatte der Peter die Winterpause in seinen Plänen. Die wurde bei mir noch regenerativer als geplant. Aus gesundheitlichen Gründen. Nun fühl ich mich aber fast schon fitter als zuvor und ich bin froh, dass der Peter wieder durchstartet. Einzig bei den 35km Kanten merke ich mein Handicap noch deutlich. Letzten Samstag hat es nur zu 34 gereicht und das war genug um mich den Rest des Tages auf die Couch zu schicken. Bämm.

Heute wollte der Peter einen Temposteigerlauf. Oder so. Ich bin mir sicher dass ich mir den Namen ausgedacht hab. Aber es beschreibt ziemlich gut das Konzept. Das Tempo wird eben gesteigert. 5km in einem “etwas schneller als locker”-Tempo, 5km “nochmal etwas schneller” und die letzten 5km “schon fast schnell”. Hat Spaß gemacht. Und erstaunlicherweise merke ich bei allerlei Tempospielchen keine gesundheitlichen Einschränkungen, sondern ausschließlich bei den längeren Läufen.

Die Weihnachtszeit naht nun doch unvermeidlich und mit großen Schritten. Ich werde das Fest bei meiner Familie im Norden verbringen und mit Fotoapparat bewaffnet meine geliebte Deichrunde in Angriff nehmen. Für manch einen mag es wie eine Höchststrafe klingen, 15 Kilometer schnurgerade und topfeben am Deich entlangzulaufen während man Schafscheiße ausweicht (oder eben nicht) und gelegentlich mal ein ein Wettrennen mit einem Dampfer anzetteln kann. Für mich ist das Erholung pur.

Und kürzlich ging außerdem meine Anmeldung für den Silvesterlauf in meiner Studienstadt Oldenburg raus. Ich freue mich auf die Festtage.

 

 

Goodbye summer

Der Peter sieht für Samstags einen langen Lauf vor. Nach meinem Herumhumpeln der letzten Wochen ist dies die erste Woche, die wieder ernsthaft Kilometer ansammelt (juchu), und somit ist es Ehrensache, dass der lange Lauf nicht ins Wasser fällt.

Aus Erholungsgründen hab ich auf die geplanten 35-40km dann aber doch wieder verzichtet. Da war nämlich ein Ziepen. Ein ganz kleines. Aber wie Läufer nach Verletzungspausen so sind… Das Kopfkino lief an und in Gedanken sah ich mich schon im Rollstuhl. Mein Kopf-Orthopäde riet mit zu Nordic Walking. Für den Rest meines Lebens. Grusel. Also hab ich Vernunft walten lassen und beschlossen dass “lang” in dem “lang”-en Lauf diese Woche heißt: näher an der 30 als an der 20. 

Ich bin dann also gemütlich losgetrabt. Und mit einem mal hat mein Garmin mir vorgeschlagen ich möge doch mein Glück doch im olympischen Lager versuchen. Weltrekorde warten auf mich. Ich bin ein unterschätztes Megatalent. Ich kann nämlich einen Kilometer in 1:21 laufen. Hurra. Aber naja. Der zweite war schon wieder etwas langsamer (nur etwas natürlich!). Aber weil ich ja niemals an Fehler im Garmin-System glaube, bin ich fest überzeugt dass meine innere Weltklasse-Athletin mal kurz rausgeschaut hat. Hach.

5DNg0Xo

Der Sommer ist nun wohl definitiv vorbei. Auch wenn der blaue Himmel noch anderes verspricht.

Auch wenn die Sonne schien, war der Wind schneidend kalt. Das lag vielleicht (wahrscheinlich…) an meiner kurzen Kleidung. Lange Lagen werden erst bei unter 10° so langsam ausgepackt. 10,5° sind noch über 10. Und weil Prinzipien eben Prinzipien sind, wurde es die kürzeste aller kurzen Hosen und ein T-Shirt. So manch Spaziergänger in Winterjacke, Schal, Mütze und Handschuhen schaute leicht entgeistert. Ich dachte, die übertreibens aber. Wahrscheinlich dachten sie dasselbe über mich.

5vrx21X

Weil eine Baustelle meine übliche Route störte und ich mich auch ziiiiemlich rebellisch fühlte, bin ich einem seltsamen Wanderweg gefolgt, der sich doch als extrem cool herausstellte. Nach ein paar Kilometern wurde mir auch sehr klar, dass ich die falschen Schuhe für einen Trail im Herbst anhatte. Ich war eher für Straße als nasses Laub, Matsch und bergauf ausgerüstet. Schön wars trotzdem. Und ich bin mir sicher, mein geflogener erster Kilometer gleicht ein paar geschlichene wieder aus.

HYXRFTc

Kurz vor dem Wendepunkt bestärkte mich eine Schmiererei ein Kunstwerk:

a9AahuH

Ich bin mir sicher die meinten mein Outfit. Die Streifen am Rand meiner Shorts passten farblich nämlich zu meiner Trinkflasche. BÄM. Wow!

Mit ziemlich genau 25 Kilometern und einem Schritt habe ich mein Versprechen an mich selbst außerdem wahr gemacht und landete näher an der 30 als der 20.

Wow!

Intervalle im Regen

Matsch! Juchu!

Aber, zurück zum Beginn.

Ich beendete mein letztes Lebenszeichen in den Blogsphären mit Fußschmerzen. Der Orthopäde war, nach einigen Scans und weiterem hin und her, nicht besonders begeistert und verordnete Ruhe. Inklusive Fuß-hochlegen und solchen Späßen.

Weil Vernunft eben doch nicht mein 2. Vorname ist, hab ich die Vorgaben nicht so 100%ig einhalten können. Für drei Wochen ging es dennoch nur 3-4 mal die Woche auf Mini-Ausläufe. Nur um die aufwallenden Emotionen etwas an die Leine zu legen. Klappte auch. Die Schmerzen wurden durch das Laufen auch nicht schlimmer. Nicht besser – aber eben auch nicht schlimmer.

Nach 3 Wochen pausenlosem Gequängel und Unzufriedenheit ging es diese Woche wieder los. Die Schmerzen sind weg und die Beine wollen bewegt werden.

Nun muss ich nur noch meine Blog-Schreibblockade irgendwie überwinden. Weil, was ich nun schreiben soll, das mag mir nicht so wirklich einfallen.

Ich laufe.

Und ich bin glücklich dabei.

Und dies war so ziemlich der gehaltloseste Blogbeitrag aller Zeiten.

Er hatte nicht mal ein Foto.

Weils eben geregnet hat, bei meinen Intervallen. Und ich nicht wollte dass die Kamera nass wird.

Also, gehaltloser Beitrag, ohne Bilder.

Dafür mit guter Laune.

Auch was wert, oder?

Autsch

Am Montag ists dann passiert. Der Peter sieht Intervalle vor. 1.000 Meter, also kurze. Da jubelt mein Herz. 1.000m Intervalle gehören zu meinen allerliebsten!  Und dann noch knackig schnell! Einlaufen und schnell war der groove gefunden. Die Sonne schien, nichts konnte die Laune trüben!

Das erste Intervall, zusätzlich geht es, absolut zufällig natürlich, auch noch bergab, so dass ich die pace Vorgabe ohne Schnaufen locker unterschreite. Nach dem ersten Intervall kommt, Läufer wissen es, die erste Trabpause. Als ich da also so vor mich hinschaukel fällt mir etwas auf. Stein im Schuh? Schuh nicht fest genug? Autsch jedenfalls. Kurz angehalten, Stein nicht gefunden, Schuh trotzdem umgedreht. Fuß tut weh. Wirklich weh. Nach 10 weiteren Metern ist an ein Weiterlaufen nicht mehr zu denken. Ich kann den Flunken nicht mehr richtig abrollen. In keiner Position. Autsch!

Zurück nach Hause gehumpelt, nicht ohne die Blicke der Feldarbeiter zu bemerken, an denen ich wenige Sekunden vorher federleicht vorbeigeschnellt bin. Autsch.

Kühlen, hochlegen, Intervalle auf morgen verschieben – was solls.

Am nächsten Tag trifft mich beim aus dem Bett rollen fast der Schlag. Autsch.

Irgendwas stimmt nicht. Der Fuß ist dick und bläulich. Autsch.

So bin ich durch die Woche gehumpelt. Entsprechend schlecht gelaunt. Ohne Laufen – wen wunderts? Seit gestern hat sich der blaue Onkel etwas erholt. Auftreten geht. Nur bestimmte (absolut unnatürliche) Verrenkungen, die ich nur ausprobiert hab um mir zu beweisen DASS es noch weh tut, schmerzen noch. Heute möchte ich dem Flunken noch etwas Pause gönnen. Morgen soll dann ein kurzer, langsamer Lauf Gewissheit schaffen.

Ich fühle mich außerdem etwas niedergeschlagen, dass meine Laufserie so abrupt und so sinnlos vorbei war. So schnell kann es eben manchmal gehen. Über den Grund grübel ich heute noch. Die Schuhe sind altbewährt und haben mich schon durch viele Intervalle getragen. Die Strecke ist die übliche Hausrunde. Die Geschwindigkeit nicht ungewohnt. Ich kann mich nicht erinnern, umgeknickt oder ungeschickt aufgekommen zu sein. Der Schmerz war einfach da. Ohne offensichtlichen Grund. Das ist unbefriedigend und über alle Maßen frustrierend.

Wie dem auch sei – manchmal soll es einfach nicht sein.

So beende ich diese Woche mit süßen 9 Laufkilometern und (gefühlt) 20 Kilo mehr auf den Rippen. Letzteres ist dem Frustfuttern geschuldet. Schokolade, Kuchen und Kekse heilen eben die geschundene Läuferseele.

So, nachdem ich nun hier auch meine virtuellen Tränchen etwas vergossen habe, werde ich mir nun ein großes Stück Kuchen mit (Soja-) Latte Macchiato gönnen. Das allsonntägliche Kaffeeklatschen. Hurra!

Dörrpflaume returns! Oder: die Revanche im grauen Bremerhaven

Warm, langweilig, warm, oh Trommler!!!! Warm. Warm. Langweilig.

Aber, von Beginn. Am Sonntag den 23. August stand sie an: meine Revanche in der grauen Seestadt.

DSCN0052

Vor ein paar Jahren bin ich dort gestartet, als eins meiner ersten ernstzunehmenden, längeren Rennen. Ich habe seinerzeit so zirka alles falschgemacht was man falschmachen kann. Der Termin war (und ist noch immer) Mitte August. Was unter gewissen Voraussetzungen zu besonderen Wetterverhältnissen führen kann. Demnach war mein erster offiziell vermessener Halbmarathon eine Hitzschlacht. Ich habe im Training nie getrunken und deshalb gar keine Notwendigkeit gesehen, mir einen der Wasserbecherchen zu schnappen. Kostet ja Zeit. Und ist irgendwie auch blöd. Und wohin damit? Einfach an den Rand schmeißen wie die Rüpel vor mir? Pah! Nicht mit mir! Also….ohne Becher über das 22 km lange Asphaltband.

Es kam nun damals auch wie es kommen musste. Ich habe mich, ausgetrocknet wie eine Dörrpflaume, ins Ziel geschleppt. Und weil das irgendwie blöd war,und mir diese Schmach auch nicht aus dem Kopf ging, hab ich beschlossen es nochmal anzugehen.

DSCN0058

DSCN0063

DSCN0064

Letzte Vorbereitungen: Transponder in den Schuh, Startnummer befestigen, Outfit checken!

Rundkurse finde ich grundsätzlich schon ok. Wenn es ein Marathon ist und es zwei Runden sind. Dann kann man nach der HM-Distanz quasi auf Autopilot schalten, die Gefahr der Verlaufens ist gering – alles gut. In Bremerhaven hat allerdings der Marathon gänzlich vier Runden. Vier Runden sind mir mindestens zwei zu viel. Demnach wurde es die halbe Distanz. Der Start für den Halbmarathon fand, ungewohnt spät, um 10:30 statt. Zu diesem Zeitpunkt war es schon mächtig warm.

DSCN0112

Der Start lief dennoch gut. Der Marathon, welcher eine Stunde früher bereits auf die Strecke ging, wurde an dem Starterfeld vorbeigeleitet, um Staus zu vermeiden. Die Stimmung im Start-/Zielbereich war zwar etwas gedämpft, aber das kann selbstverständlich am norddeutschen Gemüt liegen. Die motivierten Halbmarathonis schieben sich auf die Strecke. Begrüßt von der handvoll wackerer Helden die sich an die ganze (nicht übermäßig aufregende) Strecke gewagt haben. Die Masse an Zuschauern im Startbereich tobt! Oder….klatscht zumindest verhalten.

DSCN0073

DSCN0076

Und nein, mein Bruder hatte kein besonderes Interesse an der Blondine in gelb (glaube ich). Wer genau hinschaut kann mich im Hintergrund ausmachen.

Eine Besonderheit der Strecke in Bremerhaven: Die erste Verpflegungsstation befindet sich bereits bei Kilometer 1. Um meinem Plan, jede Station mitzunehmen, nicht direkt zu Beginn zu verreißen habe ich mir pflichtbewusst ein Becherchen geschnappt. Man weiß ja nie wozu es gut ist!

Die Strecke führt in Richtung Bahnhof, nimmt aber (glücklicherweise) vorher einen Turn in den Bürgerpark. Allerdings nicht, ohne vorher durch eine kleine Wohnsiedlung zu führen, die gleichermaßen mein Highlight der Strecke war. Zahlreiche Anwohner hatten ihre Rasensprenger an die Straße gestellt, um Läufern eine Abkühlung zu verschaffen, Kinder standen mit Tröten und Rasseln am Straßenrand während die Eltern Wasser und Cola an die passierenden Läufer ausgaben. Ohne eine offizielle Verpflegungsstation zu stellen, versteht sich. Einfach aus Spaß. In diesem kurzen Stück war mehr Stimmung als auf dem ganzen Rest der Strecke, eingeschlossen den Start-/Zielbereich. Was nicht gerade für die Zuschauer in eben jenem spricht. Ehm. Wie dem auch sei!

Die anschließende Runde durch den Bürgerpark war vergleichsweise unspektakulär. Kurzfristig hatte ich das Gefühl, gen Autobahn zu laufen. Und eben dort traf ich auch Michael, der mich den Rest des Rennens begleiten sollte. Oder ich ihn? Nebensächlich! Kurze Plaudereien und Schimpftiraden über die Wärme inklusive schiebt sich das fröhliche Duo durch die Straßen.

Der “Rückweg” gen Bürgermeister Smidt Straße war ästhetisch wesentlich anspruchsvoller als der Hinweg. Es ging einmal durchs Kapitänsviertel. Bunte Häuser eingeschlossen. Das war doch ziemlich nett. Direkt an der Kurve, welche die Läufer zurück in die Hauptstraße schleuste, stand eine Trommlergruppe. Lediglich zwei Personen, die allerdings einen Rhytmus vorlegten, der mich für eine ganze Weile vorwärts trieb.

Im Start-/Zielbereich großer Jubel von meinen Eltern und Bruder. Der Rest blieb stumm. Ein bißchen wie Fischbeschau. Naja, ich hatte jedenfalls meinen Jubel. Und das war ziemlich super.

Das ganze ging dann in die zweite Runde, die ich ziemlich wie die erste wahrgenommen habe. Nur dass es noch etwas wärmer war. Das Feld wurde zwischenzeitlich von einem Rettungswagen getrennt, der kollabierte Läufer einsammelte. Dieser traurige Schauplatz wurde noch trauriger, durch Überehrgeizlinge welche tatsächlich noch über die verlorenen 10 Sekunden schimpfen, die der Rettungswagen sie gekostet hat. Und ich laufe nun bei weitem nicht in Mitten von Sportskollegen die um ihren Millionendeal mit Asics bangen müssen, sollten sie etwas später über die Matten wanken. Sowas führt bei mir nur zu Kopfschütteln.

Wieder bei der Trommlergruppe angekommen ist das Rennen quasi vorbei und auch dort fällt mir erst auf, dass ich weit über meinem Zeitplan liege. Die Wunschzeit wird sich mit einigen (in Zahlen: 6) Minuten mehr auf der Urkunde schmücken müssen. Was solls.

Beim Zieleinlauf passierte was immer passiert: 3 Meter vor den Zeitmessmatten schiebt sich ein rotkopfiger Mittvierziger mit Schnappatmung und der Enbeschleunigung einer Wanderdüne vor mich und verbirgt somit meinen Kopf in meinem Finisherfoto. Mmmmhpf.

Egal. Bier und Zuckerwasser wartet! Michael gratuliert, der wenige Sekunden vor mir mit seinem Sohn die Ziellinie überquert hatte, kurz die Plastikbecher aneinandergestoßen. Hurra.

Revanche geglückt. Nun kann ich den Haken hinter “Bremerhaven” auf meiner Löffelliste auch endlich setzen.

Komm ich nächstes Jahr wieder?

Unwahrscheinlich!

Aber man soll ja bekanntlich niemals nie sagen.

DSCN0131

Lebe ich noch? Ich lebe noch!

Ich habe schon länger keinen Beitrag mehr verfasst.

Nicht weil ich nicht laufe, mitnichten. Aber der berufliche Alltag nimmt mich doch sehr in Beschlag. Außerdem habe ich nicht das Gefühl, viel berichten zu können – es passiert einfach nicht wahnsinnig viel.

In meinen Entwürfen liegt derzeit noch der Rückblick auf den Bremerhaven Halbmarathon und ein Schuh-Review. Zwei großzügige Gutscheine haben dazu geführt, dass mein Schuhregal sich etwas vergrößert hat – hurra dafür!

Ansonsten laufe ich vor mich hin. Meistens halte ich mich (grob) an die Vorgaben vom Peter. Ein bißchen Substanz muss sein! Manchmal breche ich aus seinem Regime aus und mache was mir gefällt. Inklusive Zunge rausstrecken. Aber im Großen und Ganzen gefällt mir der Plan sehr gut und ich habe das Gefühl, weder über- noch unterfordert zu werden. Schonmal nicht übel.

Für lange Läufe bei diesem Wetter muss ich dennoch eine bessere Strategie finden. Vielleicht das Fahrrad mit zusätzlichen Wasserflaschen irgendwo an einer Strecke parken, die ich umrunden kann. Oder so. Mal schauen…

Vom Sonnenbrand und Platzregen

Hui, was ist nur dieses Wochenende los?!

Am Samstag steht, laut Peter, der lange Lauf an. 35km wollte er mich durch die Gegend scheuchen. Weil ich mich dann so darauf konzentriert habe, ja den Müll nicht zu vergessen, den ich mit runternehmen wollte, hatte ich was anderes vergessen: Sonnencreme.

Naja, denk ich mir. Es ist ja auch wolkig. Es ist ja auch Regen angesagt. Außerdem will ich nicht wieder die Treppen hoch – wird schon gehen! 

Schon nach 20km hatte ich mein Pulver verschossen. Es war schwül, es war unerträglich, die versprochenen Wolken und Regen blieben aus und ich konnte nicht mehr. Die letzten 5km gingen nur, mit einem Absenken der pace auf Spaziergängerniveau. Wenig spaßig. Zuhause ist mir dann das unvermeidliche aufgefallen: Ein knallroter Sonnenbrand auf den Schultern. Mmmmmhpf.

Den Rest des Nachmittags hab ich dann total entkräftet mit Lesen verbracht. Das war kein toller langer Lauf.

DSCN0043

Heute, am Sonntag, steht auf dem Greifschen Plan die pure Folter: 90 minuten lahm durch die Gegend traben. Umpppffffff. Letzte Woche hat mich das bereits beinahe umgebracht und einige Nerven gekostet. Langsames Traben ist nicht so mein Ding. Also…so gar nicht.

Heute hat dann der Himmel all seine Schleusen geöffnet. Um das Wetterchaos perfekt zu machen, ist es einfach mal 14° kälter als gestern. Großartig. Nachdem die “Was zieh ich nur an”-Frage geklärt war (unten kurz, oben lang) ging es raus in den Regen. Ich laufe gern bei Regen. Also…schnell. Während traben schon bei Sonnenschein eine Qual ist, ist es quasi unerträglich im Dauerregen. Ich hab innerlich vor mich hingegrummelt und genörgelt. Und war nach 90 Minuten nass bis auf die Haut und hoffnungslos durchgefroren wieder zuhause. Nein. Nicht meine Einheit.

Zu allem Überfluss macht mein Garmin auch noch Ärger. Er mag nicht mehr so richtig laden. Beim Übertragen braucht er auch manchmal 4-5 Anläufe. Aber am schlimmsten ist das Laden. Während des Laufens meinte er, die Anzeige “Battery low” wäre wichtiger als mein Puls. Aber als ich ihn dann zuhause mit Energie füttern wollte, meinte er die Batterie wäre voll und müsse nicht geladen werden. Kurz nach dem Abziehen von der Nabelschnur ging das “Battery low” Gequängel wieder los.

Ich hab jetzt eine bestimmte Position gefunden, in der er tatsächlich lädt (juchu). Aber die kleine Erschütterung (zum Beispiel durch meine zierliche Person) führt dazu, dass er die Verbindung wieder verliert.

Ich habe diese Probleme mit der Uhr schon seit ich sie habe. Aber während es zu Beginn selten vorkam und eher eine Ausnahme war, wird es momentan zur Regel. Das kostet schon einige Nerven. Gmmmmmpffff.

Matsch-Taufe statt Treppe

Es gibt zwei Laufschuhherstellern, denen ich ohne zweiten Gedanken meine Füße anvertraue: Inov8 und Merrell. Und heute kamen meine neuen Babies von erstgenannter Firma zum ersten Einsatz. Wunder-wunderschön sind sie. Wohlwissend dass man die Farben schnell nicht mehr wirklich erkennen wird hab ich ein “Before”-Bild geschossen.

DSCN0032

Sind sie nicht wahre Schätzchen?!

Aber es wäre kein würdiger Einstand für Trailschuhe wenn sie nicht direkt das Gelände sehen würden. Peter sah für heute zwar eine Treppe vor, aber ich habe beschlossen mich (zum ersten mal) der eisernen Faust zu entziehen und stattdessen ein paar Kilometer im Gelände zu sammeln.

Nach 45 Minuten auf dem Fahrrad an meinem “Hometrail” angekommen war ich schon mehr als warmgeschwitzt. Es war schwül und drückend. Also vermutlich hätte die Greifsche Treppe ohnehin wenig Vergnügen bereitet.

DSCN0033

Im Wald an sich war es angenehmer. Trotzdem lief der Schweiß aus jeder Pore. Aber bekanntermaßen treibt das ja nur an!

Während ich noch mit dem Vorsatz losgelaufen bin, den großen Matschpfützen auszuweichen, um die Schuhe nicht direkt in einen Braunton zu färben, fiel mir nach wenigen Minuten auf dass das vermutlich nicht machbar wird. Zum Glück passen inov8 Schuhe in der Regel so gut, dass ein Umtausch unwahrscheinlich ist.

Die starken Regenfälle der letzten Tage haben überall ihre Spuren hinterlassen.

DSCN0039

Und so richtig ausweichen kann (und wenn man ehrlich ist auch: will) man nicht. Also mitten durch! Juchu!

DSCN0038 DSCN0037

Mit jedem Schritt wurde das Gefühl leichter. Und ich hab es nicht eine Sekunde bereit, die Treppe gegen diesen Lauf eingetauscht zu haben. Auch wenn die anstehenden Rennen auf Asphalt stattfinden werden, tut es mir einfach nicht gut auf meine Zeit in der “Wildnis” zu verzichten.

DSCN0035

Die Luft wurde dann (zum Glück?!) noch schwerer und gewittriger, so dass ich den Rückwärtsgang eingelegt habe, um nicht im Gewitter im Wald festzusitzen, ohne Geld für den Bus nach Hause.

DSCN0034

Zurück am Fahrrad wollte die erfolgreiche Taufe der Schuhe natürlich erstmal begutachtet werden. Ich denke, man kann sagen sie sehen jetzt auch aus wie ernstzunehmende Laufschuhe. Und inov8 hat mich (mal wieder) nicht enttäuscht. Die Treter liefen sich leicht und hatten auch im Matsch immer guten Halt.

  DSCN0042

Sind sie nicht noch viel schöner als zuvor?!

Affenzahn im Platzregen

Peter hatte heute etwas ganz besonderes für mich. Tempodauerlauf am Montag. Erstmal schreit mein verwöhnter Körper (mal wieder) auf. Montags ist doch ein langsamer Tag! Und dann will Peter nicht nur 18km Tempo, sondern 18km zwei verschiedenen Tempi (Tempos? Tempen?). Wir wechseln nämlich jeden km zwischen “echt flott” und “Affenzahn“.

In Gedanken hab ich mir schon ausgemalt warum das nix wird. Ich muss ja lange arbeiten! Dann saß ich ja schon 45km auf dem Rad (durch den Arbeitsweg) und überhaupt. Ists ja echt schwül! 

Ich hab mit mir selbst den Kompromiss geschlossen, dass ich die 9km “Hinweg” den Plan durchzieh wie Peter ihn will. Und perfiderweise muss ich danach eh nach Hause. Auf diese Art und Weise hab ich mich schon oftmals überlistet. Klappt immer wieder. Hihi.

Wie dem auch sei. Peter mag außerdem dass wir mit dem “Affenzahn“-Kilometer anfangen. Hu? Einfach so? Kalt aus der Haustür und los? Brennt bei dem die Hütte? Ok, Peter sagt, man soll vorher Seilspringen. Aber, auch wenn ich bekanntermaßen viel Unsinn mitmache, Seilspringen überschreitet bei mir eine Grenze. Irgendwann in der Grundschule hab ich mit mir selbst einen Pakt geschlossen: Seilspringen und ich kommen nicht zusammen. Meine Gehirn-Auge-Koordination ist dafür zu schlecht. Außerdem ist hier ein belebter Wohnblock. Ich kann mich doch nicht auf den Parkplatz stellen und Seilspringen, während mich die kleine Mädchen auslachen, weil ich nach 2 Hopsern in einer seltsamen Bondageposition auf dem Parkplatz liege.

Konsequenz: Kein Seilspringen. Einfach kalt in das Affenzahn-Tempo zu gehen ist auch keine Alternative. Was mach ich? Ich renn die Treppe zweimal rauf und runter. Wie Seilspringen. Nur ohne Seil. Und dafür mit Treppen. Close enough.

Auf gehts also. Schwül. Ekelig. Nach 3km kommt der Spaß. Irgendwie sogar sehr großer Spaß. Nach 10km ist der Spaß immer noch da und es kommt noch etwas weiteres dazu: Platzregen. Das macht dann noch mehr Spaß. Ich begegne einem anderen Läufer, der mich entgeistert anschaut als ich ihm über beide Ohren grinsend zuwinke. Dann beginnt aber ein unwohliges Grollen und Blitzen im Himmel. Woops. Naja, wie oben bereits beschrieben: Nach Hause muss ich eh. Also das Grollen ignoriert. Die Sintflut genossen, die sich wie aus Eimern über mir ergießt und schön laufen. Mal “ziemlich flott” mal “Affenzahn“.

Zuhause angekommen bin ich nass bis auf die Knochen. Aber wahnsinnig gut gelaunt. Nun schnell unter die Dusche. Dann wartet ein riesengroßer Teller Pasta.

Und die Erkenntnis des heutigen Tages?

Affenzahn ist gar nicht sooo schnell. Und ein Kilometer ist eigentlich ziemlich kurz. Gut so!